Hallo ihr Lieben!
Ich möchte Euch heute von einem ganz besonderen Menschen
erzählen, in meinen Briefen und den übrigen Posts habe ich ihn vielleicht
einmal erwähnt…
Dieser Jemand ist Mr. Seán. Er ist der Bruder unserer
Provinzoberin Sr. Mary. Mr. Seán fliegt Mitte nächster Woche zurück nach
Irland, vermutlich für immer. Er hat 42 Jahre lang in Afrika gelebt und
gearbeitet; Er war sieben Jahre in Sambia, 14 Jahre in Botswana und nun 21
Jahre in Tansania, um genau zu sein war er an Pallotti, in Siuyu.
Die Pallottinerinnen kamen im Juni 1990 in Tansania an und
sollten dann eine Mädchen-Secondary School aufbauen. Sr. Mary hat das in den
zahlreichen Veranstaltungen der letzten Woche immer wieder eindrücklich
beschrieben. Sie erzählte, dass sie große Angst hatte, weil selbst 1. Kaum
unterrichtet hatte und außerdem keinen Plan hatte, wie man eine Schule führt.
Also griff sie auf ihren älteren Bruder zurück, der gerade in Botswana seinen
Dienst beendet hatte und sie fragte ihn, ob er kommen könne um ihr zu helfen
die Schule aufzubauen.
So kam es dann auch, Mr. Seán kam nach Siuyu und fand nicht
gerade viel vor. Es gab vier Klassenzimmer und ein kleines Büro, aber weder
Schlafsäle noch einen Speisesaal. Die Klassenzimmer wurden einfach
umfunktioniert. Mr. Seán selbst meinte, dass er nie geplant hatte, so lange zu
bleiben, aber die Jahre zogen nun einfach so dahin. Inzwischen ist Pallotti
wirklich ein eigener Name und genießt einen ziemlich guten Ruf und schneidet
auch im Vergleich unter Schulen immer sehr gut ab. Mittlerweile werden knapp
500 Mädchen unterrichtet, bis zur 10. Klasse sind es um die 100 Mädels pro
Jahrgang und für die zwei letzten Jahre bis zum Abi sind es dann nur noch ca.
50, die in zwei Klassen (Artsprofil und
Scienceprofil) unterrichtet werden.
Mr. Seán ist jetzt leider gezwungen, nach Irland zurück zu
gehen, weil er krank ist und eine bessere medizinische Versorgung braucht (er
ist jetzt auch schon 70). Letzte Woche Sonntag wurde Mr. Seán in der Schule offiziell
verabschiedet. Die Schülerinnen, Lehrer und auch Ehemalige waren da und haben
ein wirklich schönes und unheimlich ergreifendes Programm auf die Beine
gestellt. Ein Lehrer hat beschrieben, wie gut er sich in die Gemeinschaft
eingefügt hat und die Ehemaligen haben sich an seine „Spezialitäten“ erinnert. Was ich auch wirklich beeindruckend fand war die Tatsache,
dass nahezu alle Schwestern von ihm unterrichtet worden waren (ausgenommen
drei)!
Mich hat die Stimmung wirklich total ergriffen; die
Schülerinnen haben geweint, die Schwestern haben geweint und ich auch ein
bisschen ;-) :-D
Am Mittwoch haben wir ihn dann im Konvent verabschiedet, mit
einem Festessen und einem netten Programm und vielen Rede. Für die Schwestern
ist er ihr „Mjomba“ – das bedeutet der Bruder der Mutter. Und das scheint er
für sie alle auch wirklich zu sein.
Den Erzählungen nach zu urteilen, scheint er ein wirklich,
wirklich toller Mensch und sehr guter Lehrer zu sein. Es wurde immer wieder
erzählt, wie zuverlässig und gutmütig er war, wie er den ganzen Laden im Griff
hatte, wie er alles immer pünktlich fertig stellte und die Lehrer an ihre
Verantwortung erinnerte. Viele sagten auch, dass er sie immer ermutigt hat,
weiter zu kämpfen und nicht aufzugeben, auch wenn es schwierig ist.
Alles in allem wird er wohl eine sehr große Lücke
hinterlassen und niemand kann sich so richtig vorstellen, wie Pallotti ohne ihn
wird. Alle scheinen Mr. Seán mit Pallotti zu verbinden. Sogar die Eltern von
Schülerinnen und Schwestern erinnern sich sehr an Begegnungen mit ihm. Er war
auch immer auf Beerdigungen, wenn ein Familienmitglied eines anderen Lehrers
oder einer Schwester starb. Als das, was ich so über ihn gehört habe, hat mich echt
beeindruckt und ich ziehe wirklich meinen Hut vor ihm. Er hat wahnsinnig viel
dazu beigetragen „den Kindern von Afrika“ (Zitat einer Schwester) Bildung und
somit den Schlüssel zu einer besseren Zukunft zu bringen.
So, das war jetzt ein bisschen arg sentimental, aber das bin
ich ehrlich gesagt auch grade. Ich sitze gerade bei den Schwestern in Arusha
auf meinem Bett. Sr. Mary hat mich gebeten sie und ihre Brüder zu begleiten,
weil wir noch ein bisschen Arbeit fertig machen mussten. Sie fliegt heute Abend
nach Europa und ich muss mich nun tatsächlich ganz von ihr verabschieden, weil
sie erst wieder zurück kommt wenn wir schon wieder zu Hause sind. Das macht
mich schon ziemlich traurig, weil ich im Moment wieder sehr, sehr glücklich
hier bin und all diese lieben Menschen nur ungern zurücklassen will.
Aber das gehört nun einmal dazu ;-)
Ich versuche euch ein paar Bilder in die Galerie zu stellen.
Von Mr. Seán, unseren Feierlichkeiten und den letzten Tagen ;-)
Ganz viele liebe Grüße aus dem kalten Tansania (ja, im
Ernst, es ist echt kalt und ich habe kalte Füße und habe mich in meine Decke
eingekuschelt. Es war extrem naiv zu denken, dass es in Tansania nicht auch
kalt werden könnte… :-D)
Eure Franzi J
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