Samstag, 18. Juni 2016

Was ich so alles erlebe

05.06.2016

Tumsifu Yesu Kristo!
So begrüßt man sich hier, wenn man weiß, dass man einen Christen und besonders einen Katholiken sich gegenüber hat. – Aus einer bestimmten Fernsehserie, in der es um Nonnen geht, kennt man diese Begrüßung auch – „Gelobt sei Jesus Christus – in Ewigkeit. Amen“

Ein bisschen seltsam finde ich es schon, wenn ich mir mal bewusst mache, welche Formulierungen ich hier verwende; im Deutschen würde ich niemals jemanden so begrüßen, aber hier ist das einfach Gang und Gebe. Genauso ist es mit Verabschiedungen oder wenn man sich bei jemandem bedanken möchte, dann verwende ich ganz oft „Gott segne dich“ oder sei gesegnet. Nicht nur bei den Schwestern, auch bei den Kindern und bei den Mütter. Wenn ich mal so darüber nachdenke, ist es aber auch irgendwie logisch, weil die Religion für die Menschen einen viel größeren Stellenwert zu haben scheint; gerade im Alltag ist der Unterschied wirklich riesig, verglichen mit deutschen Verhältnissen.

Naja, aber eigentlich wollte ich heute gar nicht so sehr über dieses Thema schreiben sonder Euch vielmehr von meinen vergangen zwei Wochen berichten, die doch recht betriebsam waren:

Nach der Verabschiedung von Mr. Seán bin ich mit ihm, seinem Bruder und ein paar Schwestern nach Arusha gefahren, um dort ein bisschen Arbeit zu erledigen (hab ich vielleicht schon erwähnt). Wie es so oft der Fall ist, sind wir natürlich wider meiner Erwartungen nicht am Montag wieder nach Hause gefahren und auch nicht am Dienstag sondern erst am Donnerstag. Das war aber auch überhaupt nicht schlimm, so hatte ich wenigstens ein bisschen Zeit mal meine ganzen Mails zu beantworten und ein bisschen von dem Schlaf nachzuholen, der mir in den vorangegangen Wochen gefehlt hat.

Am Donnerstag vor einer Woche ging es dann wieder nach Hause und am Freitag dann auch schon wieder ganz normal weiter. Ich habe mich total gefreut wieder zu den Kindern zu gehen und noch viel mehr darüber, wie sie sich gefreut haben mich wieder zu sehen! Jofrey hat mir sogar gesagt, dass er mich vermisst hat und dass er jetzt wieder fröhlich ist und dass er mich lieb hat! – Das war so ungefähr das größte Geschenk! 

Am letzten Sonntag haben wir dann „Corpus Christi“ gefeiert, ich glaube zumindest, dass auf Deutsch so heißt ;-) – Naja, auf jeden Fall gabs nach der Messe wieder eine Prozession, während der sehr, sehr viele Menschen, der Chor und der Kinderchor und die Schwestern und eine Gruppe, die man bei uns vielleicht katholische Landfrauen nennen würde vor dem Priester hergelaufen sind, der die Monstranz mit dem Leib Christ getragen hat. 

Diese Woche war ich dann wieder hochbeschäftigt: In der Schule habe wir für die Kinder Berichte geschrieben. Bericht hört sich zwar nach relativ viel an, war es aber tatsächlich nicht, denn tatsächlich haben die Lehrer nicht mehr als zwei Sätze pro Punkt zustande gebracht und von denen gab es drei…aber trotzdem war es richtig spannend sich zu überlegen, in wie fern sich die einzelnen Kinder in den letzten fünf Monaten verändert haben. Manche haben wirklich tolle Fortschritte gemacht, andere wiederum überhaupt nicht.

Meine zweite Aufgabe war diese Woche die Gestaltung eines Liederbuches für den Chor für die Ewige Profess, die schon übermorgen (am Dienstag) stattfinden wird. 

An diesem Punkt muss ich euch gestehen, dass ich keine Zeit mehr hatte, diesen Bericht weiterzuschreiben, bis heute (Sonntag, eine Woche später).

Ich hab die Zeit der Vorbereitung echt genossen, auch wenn es für mich ziemlich anstrengend und ermüdend war. Sr. Felista, die für die Gestaltung verantwortlich war, ist wirklich super toll! Wir hatten immer wieder richtig viel Spaß zusammen und haben einfach unglaublich viel rumgealbert und Quatsch gemacht. 

Am Montag vor der Profess war dann Großkampftag für wirklich alle von uns. Debora und ich waren dem Dekorationsteam der Schulhalle zugeteilt. Die hauptverantwortliche Schwester (Florentina) hat mich nach dem Frühstück aus der Küche vom Abwasch geholt und nur gemeint „komm schnell, wir müssen los, außer uns ist niemand da, der das Putzen überwacht“.

Ich hatte ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dass wir erst mal noch die ganze Halle putzen müssen. Gott sei Dank haben wir Hilfe von ca. 20 verbleibenden Schülerinnen bekommen, sonst hätten wir das niemals geschafft. In der Halle wird normalerweise gegessen und so mussten wir erstmal alle Tische und Bänke raustragen, die Türen und Fenster putzen, den Boden fegen und aufwischen und dann auch noch alle Stühle putzen, die für den nächsten Tag benötigten und dann auch die Halle bestuhlen.

Nach ganzen drei Stunden war das dann endlich erledigt und ich schon etwas erschöpft. Nach einer kurzen Verschnaufpause ging dann das Dekorieren los. Oder besser gesagt wurde ich erst einmal zum Tischdecke bügeln geschickt. Nach diesem Kraftakt war meine Energie noch mehr zurückgegangen, weil 8-10m dicken weißen Baumwollstoff auf einem handelsüblichen Bügelbrett zu bügeln ist irgendwie doch nicht so ganz einfach, und dann soll es auch noch so schön sein, dass man das Tuch auf den Tisch für die ganz wichtigen Leute legen kann….. Naja, danach ging es dann wirklich los!

Wir behängten den Bühnenrand mit einem Tuch und steckten mit Sicherheitsnadel aufwendige Faltungen, die Tische für die drei Schwestern wurden vorbereitet, an denen sie mit ihren Eltern sitzen sollten, der sog. „Hightable“ – der Tisch für die ganz wichtigen Leute wurde dekoriert und die Schülerinnen übernahmen die Dekoration des Bühnen-hintergrundes.

Auf dem Bühnenrand befestigten wir breites Geschenkband, das wir in „Wellen“ steckten… - ich sage euch, meine Finger waren relativ tot ;-)

Irgendwann machten wir mit Klebeband weiter, weil uns die Stecknadeln ausgingen (die sind die Grundlage jeder Deko) und das obwohl wir bestimmt 500g davon hatten – ich will nicht wissen, wie viele das als absolute Zahl waren…. 

Abends, gegen 17:30Uhr war das Werk dann auch vorerst vollbracht und ich bin todmüde nach Hause unter die Dusche und anschließend zum Gebet.

Am nächsten Morgen klingelte mein Wecker dann auch schon um 5:45; ich zog mich an, machte mich schön, frühstückte und ging wieder in die Halle zum Ballons aufpusten und aufhängen.

Um kurz nach 8 waren wir auch damit fertig und nach meiner dritten Tasse Kaffee ging ich ins Konvent um dort noch ein bisschen beim Frühstück für die Gäste zu helfen (ganz ehrlich, manche haben so eine Sauerei auf dem Tisch hinterlassen, das war echt nicht mehr schön).

Eigentlich sollte die Prozession um 9:00Uhr beginnen, aber tatsächlich war es glaub ich so 9:45.
Und dann ging die große Feierlichkeit los!  - Aber der Bericht darüber kommt dann im Rundbrief und einen sehr ausführlicher Bericht findet Ihr auf Englisch hier ;-) 

Jetzt habe ich unglaublich viel geschrieben, es passt aber auch zu dem, was grade so los war. J
Ich sende euch ganz viele liebe Grüße ins hoffentlich warme Deutschland aus dem kalten Tansania!

Eure FranziP.S.: Jetzt sind es noch genau 2 (in Worten ZWEI!!!) Monate!!!

 

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