Hallöchen meine lieben Blogleser,
es ist schon wieder viel zu lange her, dass ich mich nicht
bei euch gemeldet habe, das tut mir echt leid! Die Zeit fliegt einfach so an
mir vorüber, so sehr viel Außergewöhnliches ist eigentlich auch nicht passiert
und ich bin definitiv voll und ganz im Alltag angekommen.
Aber dank der Kinder ist kein Tag wie der andere! Seit zwei
Wochen ist eine unserer Lehrerinnen nicht da, das bedeutet für mich
Dauereinsatz in unserer dritten Klasse. Seit Ende letzter Woche fehlt jetzt
auch noch unser „Cheflehrer“…das bedeutet, dass wir ein Lehrer, eine Mama und
ich sind. Der Lehrer und die Mama zähmen die Rasselbande aus der ersten Klasse
und ich renne zwischen Klassenzimmer zwei und drei hin und her und beschäftige
die Kinder so gut es geht.
Ganz befriedigend ist die Situation für mich nicht, da ich
mir für niemanden so richtig Zeit nehmen kann, Wenn ich nur eine der Klassen
habe, geht das schon besser, weil in denen nicht mehr als sieben Kinder sind,
aber so ist das natürlich wesentlich schwieriger.
„Meine Kinder“ sind natürlich auch nicht blöd, wenn sie
keine Lust zum Arbeiten haben, dann fragen sie ob sie auf Klo dürfen und da
bleiben sie dann auch erstmal eine ganze Weile. Da ich zwischen den Klassen
pendle, kann ich nicht so ganz kontrollieren, wie lange ein Kind aus dem anderen
Zimmer fehlt, das ist natürlich ein bisschen blöd, aber gut, ich kann es nicht
ändern.
Das für mich Beruhigende ist, dass ich mir eigentlich keinen
Stress zu machen brauche, da alles was ich mache und alles was die Kinder
machen besser als nichts ist und wäre ich nicht da, würden sie vermutlich
nichts machen oder zumindest viel weniger. Und dann stelle ich auch immer
wieder fest, dass das Verantwortungsbewusstsein doch sehr unterschiedlich ist.
Und das ist ein Punkt, bei dem ich mir immer wieder selbst vor Augen führen
muss, dass ich mich manchmal ein bisschen zu verantwortlich fühle. Ich habe
schon manches Mal die Erfahrung gemacht und auch unsere deutsche Schwester
erzählt immer wieder davon, dass es immer wieder Lehrer gibt, die sich zu wenig
verantwortlich fühlen. Unser „Cheflehrer“ beispielsweise verschwindet
eigentlich täglich für eine knappe Stunde zu seiner Teepause. Teepausen sind
hier aber an sich ganz normal, weil meistens nicht gefrühstückt wird; also im
Prinzip berechtigt, dass er geht aber wenn man bedenkt, dass wir ja nur drei
Stunden in der Schule sind, ist es doch etwas, was uns als Deutsche, oder
zumindest mir, schwer fällt, nachzuvollziehen. Vor einigen Wochen war ich dann
auf einmal mit den ganzen Kindern alleine draußen und war dezent überfordert,
weil sie mir leider auf der Nase herumgetanzt sind. Ich habe das abends Sr.
Rosy erzählt und widererwartend war sie richtig sauer auf den Lehrer und hat
schon überlegt, mich aus der Schule zu nehmen aber dann hat sie am nächsten Tag
mit dem Lehrer gesprochen und seitdem fragt er mich immer, ob er gehen kann und
ob ich mit will. Er scheint auf jeden Fall gelernt zu haben und ich habe mich
echt gefreut, dass sich Sr. Rosy gleich um die Sache gekümmert hat!
Ansonsten befinden wir uns ja gerade in der Fastenzeit, naja
gut, wir haben nächste Woche Ostern, also sind wir jetzt schon eher am Ende
angelangt. In den letzten drei Wochen hatten die Schwestern an zwei Sonntagen
einen sog. „recollectionday“. Jede Schwester
sollte einen solchen Tag einmal im Monat machen. An diesem Tag (eigentlich
immer Sonntag) widmet sie sich dann ganz dem Gebet und der Meditation und
verbringt diesen dann auch schweigend. Immer wieder gibt es solche Tage dann
auch für die Gemeinschaft. Im Juni findet in Rom das Generalkapitel statt (alle
Provinzoberinnen und Abgesandte der jeweiligen Provinzen setzten sich für drei
Wochen zusammen und arbeiten dann gemeinsam). Im Zuge dessen, gibt es einen
schönen Flyer mit Gebeten und Meditationen, mit denen sich jede Gemeinschaft
auf das Generalkapitel vorbereiten soll. Da unsere Flyer geschlagenen 6 Monate
gebraucht haben um anzukommen, sind die Schwestern jetzt ziemlich hinterher und
müssen ihre Meditationen aufholen. Das ist schon eine interessante Erfahrung,
wenn man mit gut 20 Menschen in einem Raum sitzt und man hört nur die Gabeln
auf den Tellern kratzen und wenn man sich begegnet, dann kann man sich wirklich
in nonverbaler Kommunikation üben. Aber spätestens beim Spülen wird dann doch
ein klein bisschen im Flüsterton kommuniziert, wie und wo man jetzt abspült.
Ach, das habe ich noch gar nicht erzählt: Seit drei Wochen
befinden wir uns mit unserem Esszimmer im Exil. Man hört ja immer wieder von
Kakerlakenplagen, um ehrlich zu sein, hatte ich keine Ahnung wie diese Viecher
aussehen und war höchst erstaunt, dass das diese kleinen Tierchen sind, die
mich manchmal beim Öffnen des Geschirrschrankes anschauen. Auf jeden Fall hat
die Zahl wohl stark zugenommen (wie in den letzten 25 Jahren noch nie) und unsere
Hausoberin (Mama mkuu) hatte die Nase voll. Erst haben wir die Schränke
ausgeräumt und sauber gemacht und hatten alles Geschirr im Esszimmer stehen,
aber als die Geschichte nach einmal Gift sprühen nicht erledigt war, mussten
wir ausziehen. Und zwar wirklich alle und alles. Die Küche war unbenutzbar und
die ersten Tagen waren eine reine Schatzsuche, wenn man die Salatschüssel oder
einen Kochdeckel gesucht hat.
Unsere Köchinnen hatten am meisten zu leiden, weil sie nur
noch draußen auf den Kohleöfchen kochen konnten und das Brot wurde bei den
Postulantinnen gebacken, aber deren Ofen ist nicht so wirklich gut…. Naja, es
war spannend und der Weg in unser Esszimmer-Exil mit den Töpfen auch leider ein
bisschen weit. Wenn der Weg nicht wäre, würden die meisten viel lieber in
diesem Raum bleiben. Er ist wirklich total schön (okay, er wurde erst letztes
Jahr im Juni zum Jubiläum umgebaut) und groß… Seit einer Woche ist die Küche
wieder in Betrieb und langsam wird alles gewaschen und wieder eingeräumt, in
der Hoffnung, dass wir den Kampf gewonnen haben (aber gut, da die Dinger sogar
im Toaster und in der Mikrowelle leben, wundert mich auch nicht mehr viel) J
Abschließend würde ich sagen, dass das Theater, das bei uns
um diese Tiere gemacht wird, viel größer ist als angebracht, mich erinnert das
eher an das Problem, das wir zu Hause manchmal mit Motten hatten. Es ist wie
mit Malaria, da wird ein viel größerer Hype darum gemacht, als meiner Meinung
nach wirklich angebracht….
Jetzt wünsche ich euch eine schöne letzte Woche bis Ostern
und hoffe, dass es Euch allen gut geht und ihr Ostern wirklich so richtig
genießen könnt! J
Viele Grüße aus 30°C mit leider nur noch wenig Regen….
Eure Franzi
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