Einen wunderschönen guten Tag Euch allen!
Im Moment habe ich echt ein bisschen Schwierigkeiten mit dem
regelmäßigen Schreiben, das tut mir echt leid! Der aktuellste Grund dafür ist
das Zwischenseminar, welches wir vergangene Woche in Dar es Salaam hatten. Das
Seminar war echt toll! Wir hatten super Teamerinnen, die uns wirklich toll
durch die Woche und die unterschiedlichen Themen geführt haben und die uns auch
geholfen haben, so gut es ging. Wir haben das letzte halbe Jahr reflektiert,
uns überlegt, welche Teile des Alltags besonders wichtig sind, aber auch was
wir im nächsten halben Jahr verändern wollen. Da ist mir noch mal ganz deutlich
bewusst geworden, dass ich eigentlich gar nichts verändern möchte, dass ich
einfach überglücklich mit meiner Arbeit und mitmeinem Leben hier bin, auch wenn
mich einzelne Kinder manchmal wirklich herausfordern, aber das gehört ja auch
dazu und sonst würde es auch langweilig ;-) :-D Wir haben auch nochmal über
unsere Rolle als Weiße_r gesprochen, wie wir uns fühlen wenn wir, wie es schon
oft vorkommt, eine Sonderbehandlung bekommen und wie wir damit am besten
umgehen können. Wir hatten einen Tag mit einer wirklich tollen Methode namens
„Open Space“. Wir konnten uns im Vorfeld schon Gedanken machen, ob wir während
dieses Tages ein bestimmtes Thema ansprechen möchten. Die Methode des Open
Space beinhaltet nämlich, dass es viele verschiedene Angebote, auch von Seiten
der Teilnehmer gibt; das können Gesprächsrunden, Diskussionen oder Vorträge
oder auch Massagekreise sein.
Ich war in einem Vortrag einer Schwester, mit der wir über
unsere Erfahrungen mit dem religiösen Leben sprechen konnte, einen über die
politische Situation in Tansania und über Menschenrechte.
Am Nachmittag haben uns die Teamerinnen ein bisschen auf den
neuesten Stand in Sachen „Situation in Deutschland“ gebracht und teilweise
waren da schon erschreckende Details dabei… wenn ihr möchtet, könnt ihr mir
gerne mal schreiben, wie ihr die Situation gerade empfindet. Ich weiß nicht, ob
das Bild, das ich im Moment habe wirklich richtig ist oder besser gesagt, mich
würde wirklich interessieren, was ihr, die ihr nun schon die ganze Zeit alles
mitbekommt darüber denkt und was ihr da empfindet, nicht zuletzt auch
hinsichtlich der Landtagswahl in Baden-Württemberg.
Das war jetzt der aktuelle Teil dieses Posts, ich wollte
euch heute noch von der ersten Profess erzählen, die wir am 6. Januar in Arusha
gefeiert haben. Die Bilder dazu findet ihr auch in der Galerie. Für diejenigen,
die es nicht wissen, die erste Profess ist das erste Gelübde das eine Schwester
ablegt, ab diesem Zeitpunkt ist sie dann auch wirklich Schwester. Dieses Jahr
wurden vier neue junge Frauen, alles Mitte 20, eingeführt. Sie haben schon
einen recht langen Weg mit der Gemeinschaft hinter sich: 1 Jahr als Aspirantin,
1 Jahr als Kandidatin, 1-2 Jahre als Postulantin (die Dauer ist immer auch ein
bisschen vom Einzelfall abhängig, die eine länger, die andere kürzer) und dann
schließlich zwei Jahre als Novizin.
Wir kamen am Abend vor der Feier mit einigen anderen
Schwestern und den Familien mancher „Noch-Novizinnen“ an und dann gab es auch
erst mal noch einiges zu vorzubereiten: Stühle putzen und ganz viel Dekorieren,
was wir auch am nächsten Tag nach dem Frühstück noch fertig machen mussten. Um
10:00Uhr begann die Messe, zu der wir in einer kleinen Prozession in die Kirche
einliefen. Die Stimmung war wirklich ausgelassen und es wurde sehr viel
gesungen. Im Zentrum der Messe stand natürlich die Zeremonie. Zu beginn wurden
die vier gefragt, ob sie bereit seien, diesen Weg zu gehen. Jede hat einen Text
vorgelesen, in dem sie verspricht, sich an die Regeln der Kongregation zu
halten und den Leitlinien zu folgen, was wir alle kennen, das Versprechen nach
Gehorsamkeit, Armut und Enthaltsamkeit. Daraufhin haben sie eine Art „Vertrag“
im Beisein der Provinzoberin, die das alles geleitet hat, unterschrieben. Der
nächste Schritt war die Segnung der Schleier und des Kreuzes, das sie immer
tragen. Diese wurden ihnen dann auch von ihrer Formatorin (also die Schwester,
die für die Ausbildung und Begleitung der Novizinnen zuständig ist) angelegt.
Abschließend erhielten sie auch noch ein Buch und ein anderes Kreuz für ihr
Zimmer.
Nach der ersten Runde der Gratulierenden tanzten sie einen
kleinen Tanz und auch die Schwestern, die zuletzt ihre Profess gefeiert hatten
tanzten noch. Im Anschluss ging die Messe weiter in der Liturgie.
Nach der Messe gingen wir alle zurück ins Konvent um zu
Feiern. Es war ein Cateringservice engagiert worden, der wirklich vorzüglich
gekocht hatte. Als Gäste waren natürlich die Familien der neuen Schwestern da
aber auch einige Vertreter der benachbarten Ordensgemeinschaften und der
Pallottiner-Brüder. Alle haben einen kleinen Beitrag zum Programm geleistet und
etwas gesungen oder getanzt. Am nachhaltigsten haben mich die anwesenden Brüder
und Novizen beeindruckt! Irgendwie war das schon nochmal etwas ganz anderes, so
viele Männer wieder auf einem Haufen zu sehen, die dann auch noch wunderschön
singen und tanzen! J
Der Nachmittag nahm dann so seinen Lauf und ich glaube, dass
es für die neuen Schwestern ein wirklich besonderer und sehr, sehr schöner Tag
war!
Am nächsten Abend wurden dann in einem normalen Abendgebet
noch die neuen Novizinnen eingeführt. Das schöne ist wirklich, dass man hier
noch wirklich mitbekommt, dass es auch „Nachwuchs“ gibt, das freut mich vor
allem für unsere Schwestern! Wenn ich mir so die Altersstruktur der Schwestern,
die ich in Deutschland kenne und die der Gemeinschaft hier anschaue, dann
könnte der Unterschied kaum größer sein. Wir vermuten, dass es für viele junge
Frauen hier viel attraktiver ist, einem Orden beizutreten weil ihnen das
Perspektiven eröffnet, die sie in ihrer Familie nicht hätten, gerade in Sachen
Bildung…
Ich möchte nochmal darauf hinweisen, dass ich wirklich sehr
offen für Themenwünsche bin! Ich bin mir nicht so ganz sicher, ob ich nicht zu
einseitig für Euren Geschmack berichte, oder ob die Berichte zu religionslastig
sind und Euch andere Themen viel mehr interessieren würden…
Ich sende Euch viele liebe Grüße aus dem wunderschönen Siuyu
und hoffe, dass Ihr alle wohlauf seid!
Eure Franzi J
Liebe Franziska,
AntwortenLöschenes ist immer sehr interessant von deinem Alltag, der so ganz anders als hier in Deutschland ist, zu lesen! Es freut mich, dass du dich bei allem was du dort tust, sehr wohl fühlst!
Die politische Situation hier ist leider durch die sehr kontroversen Diskussionen und Meinungen in Bezug auf die vielen Flüchtlinge etwas angespannt. Dass viele europäische Länder ihre Grenzen dichtmachen, macht die Situation natürlich auch schwieriger. Aber es gibt immer noch viele Menschen, die sich engagiert für die Flüchtlinge einsetzen. Ich war vor Kurzem in Dresden, eher bekannt für die unsäglichen Pegida-Aufmärsche. Aber dort gibt es sehr viel, auch öffentlichen Widerstand gegen das rechte Gedankengut und die Verhärtung der Herzen! Dass strukturierter und effizienter an der Registrierung gearbeitet werden muss ist unbestritten, sonst verliert der Staat doch noch den Überblick. Doch das bedeutet ja nicht, dass wir unsere Willkommenskultur verleugnen müssen.
Mit vielen lieben Grüßen aus dem regnerischen und stürmischen Deutschland! Morgen ist nun der Abschiedsgottesdienst von meinem Mann, schade, dass du nicht dabei sein kannst. Aber deine Eltern werden dir sicher berichten.
Alles Liebe, Gott behüte dich!
Gaby