Die Wahlen sind vorbei, der Präsident hat vergangenen
Donnerstag mit einer großen Feier sein Amt angetreten und hier ist, zumindest
politisch, auch wieder Ruhe eingekehrt.
Die Wahlen sind in den meisten Teilen von Tansania sehr
friedlich abgelaufen, nur vereinzelt gab es wohl die ein oder anderen kleineren
Probleme. Die Schwestern haben uns erklärt, dass die Wahl dieses Jahr wohl
wesentlich besser organisiert gewesen sei als all die Jahre zuvor. Es wurden
auch zusätzliche Vorkehrungen gegen Wahlmanipulation u.ä. unternommen.
Beispielsweise musste jeder, der seine Stimme abgegeben hatte, seinen kleinen
Finger in Tinte tauchen (auch zwei Wochen nach der Wahl findet man jetzt noch
die Überreste der Tinte an den Fingern der Leute).
Wie in meinem letzten Post ja schon erwähnt, gab es dieses
Jahr zum ersten Mal eine ernstzunehmende Oppositionspartei (CHADEMA), deren
Kandidat hier in der Gegend aber nicht wirklich beliebt war. Das Ergebnis
lautet auf jeden Fall folgendermaßen: Der 5. Präsident der Vereinigten Republik
Tansania ist John J. Pombe Magufuli (CCM), Kandidat der bisherigen
Regierungspartei. Er hat knapp 59% der Stimmen erhalten. Sein großer
Gegenkandidat Lowasa (CHADEMA) hat knapp 38% der Stimmen erhalten. Er hat
vergangene Woche noch ziemlich Aufsehen erregt, weil er das Wahlergebnis nicht
anerkennen wollte und gedroht hat, vor Gericht zu ziehen. Eigentlich ziemlich
lächerlich, ich würde einfach nur sagen, dass er ein schlechter Verliere ist,
da er auch nicht bei den Feierlichkeiten
zum Amtsantritt war.
Eine weitere sehr schöne Entwicklung ist, dass das Amt der
Vizepräsidenten zum ersten Mal in der Geschichte Tansanias von einer Frau
bekleidet wird!
Ich habe letztes Mal etwas Falsches geschrieben: Es wurde
nicht eine Partei und einen Vertreter im Parlament gewählt sondern es gab zwei
Stimmen für Mitglieder des Parlamentes zu vergeben. Einer aus dem „Wahlkreis“
und der zweite aus dem „Bundesland“, wenn man es mit deutschen Begriffen
vergleichen würde. Ich habe mehrmals versucht herauszufinden, wie nun die
Mehrheitsverhältnisse im Parlament aussehen, war aber gar nicht erfolgreich. Es
scheint sich auf dieser Ebene nicht wirklich etwas zu verändert haben. Aber
alle sind überglücklich mit ihrem neuen Präsidenten und setzen sehr große
Hoffnungen in ihn. Magufuli war zuvor Verkehrsminister und hat sehr, sehr viel
erreicht und durchgesetzt. Natürlich wird auch inständig gehofft, dass er es
schafft, Korruption zumindest etwas einzudämmen, denn auch diese ist ein großes Problem in
Tansania, genauso wie die Bildung.
Ich persönlich hoffe einfach sehr, dass er die Menschen
nicht enttäuscht, gerade weil alle so hoffnungsvoll sind.
Wie schon erwähnt, fanden die Feierlichkeiten zu seinem Amtsantritt
vergangenen Donnerstag in Dar es Salaam statt. Ziemlich witzig fand ich, dass
am Mittwoch (also ein Tag vorher!) beschlossen wurde, für Donnerstag einen sog.
bank-holyday einzurichten. Das
bedeutet, dass besonders alle Institutionen der Regierung an diesem Tag
geschlossen bleiben sollten. Das wurde hier natürlich auch sofort umgesetzt und
die Kinder sind am Donnerstag nicht in die Schule gegangen.
Wir durften dann auch ein bisschen später zur Arbeit kommen
und als wir im Centre ankamen, hat Sr. Rosy mit den Kindern schon fleißig
gearbeitet. Da es diese Woche angefangen hat zu regen, hat sie jetzt viel
Feuerholz bestellt, dass wir für die Regenzeit genug haben. In dieser Zeit ist es für die Karren, die von zwei
Rindern gezogen werden, so ziemlich unmöglich, von der Stelle zu kommen, da der
Karren im Matsch stecken bleiben würde. Auf jeden Fall haben wir dann gemeinsam
das Holz umgeschichtet und anschließend durften die Kinder dann auch Fernsehen
gehen und die Feier verfolgen. Ich bin dann für eine knappe Stunde mit ein paar
Jungs zu Therapiezwecken spazieren gegangen. Unser Ziel war das Konvent, da
haben wir dann Orangen gegessen und sind anschließend wieder zurück gelaufen. J Wieder zurück im
Centre haben Debora und ich dann auch mit ein paar Schwestern die Feier
angeschaut. Ehrlich gesagt, fand ich das nicht so wahnsinnig spannend, aber
macht ja nichts, war auch nicht so lange. Sogar die Mütter haben an diesem Tag
richtig früh angefangen zu waschen! Am Tag zuvor haben sie erst um kurz nach 12
angefangen (normal ist so 10:00-10:30 Uhr) und an diesem Tag waren sie um kurz
nach 10 schon fertig, sodass auch sie mit den Kindern zusammen schauen konnten.
Auch die Schwestern im Konvent haben total mitgefiebert!
Fast alle waren vor dem Fernseher, zum Teil sogar mit Fanartikeln!
So, zu guter Letzt noch etwas, dass ich oben am Rande
erwähnt habe. Magufuli ist erst der 5. Präsident in der Geschichte Tansanias.
Tansania wurde 1961 von Großbritannien unabhängig. Der erste Staatpräsident war
Nyerere, der dieses Amt ganze 24 innehatte. Er ist sozusagen der Held
Tansanias, eine Figur wie Nelson Mandela für Südafrika. Er war sehr christlich,
lebte in keinerlei Reichtum und war alles andere als korrupt. Im Moment wird
sogar versucht, seine Seligsprechung und dann anschließend seine
Heiligsprechung durchzusetzen.
Die drei darauf folgenden Präsidenten bekleideten das Land
für jeweils 10 Jahre, was auch dem Maximum entspricht. Die Amtszeit wurde dann irgendwann auf zwei
Legislaturperioden beschränkt.
So, das war jetzt heute ein sehr politischer Post, aber
Politik war in den zurückliegenden Wochen nun mal das vorherrschende
Gesprächsthema, egal wohin man kam!
Ich würde mir wirklich wünschen, dass wir in Deutschland
auch irgendwann mal solch ein Interesse für Politik erleben!
Ganz viele liebe Grüße in das vielleicht schon winterliche
Deutschland!
Eure Franzi J
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